Das neue Auswärtstrikot des deutschen Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln sorgt derzeit für mächtig Wirbel. Grund ist eine darauf abgebildete Silhouette, die auch die DITIB-Moschee in der Domstadt abbildet.
Köln. – Der Traditionsverein entschied beim Design für das neue Trikot, durch die Abbildung der Kölner Skyline einen „Bezug zur Heimat“ herzustellen. Dass auch die Moschee im Stadtteil Ehrenfeld dort sichtbar ist, soll laut Verein ein deutliches Zeichen der „Weltoffenheit“ sein. Daran stieß sich ein Vereinsmitglied, der sich durch die Darstellung einer Moschee nicht repräsentiert fühlte – und kündigte umgehend seine Mitgliedschaft.
Moschee als Dankeschön für türkische „Effzeh“-Fans
Der 1. FC Köln teilte daraufhin das Schreiben des Fans in einem süffisanten Tweet, in dem sie die Kündigung „gerne“ bestätigten. Eine folgenschwere Entscheidung – denn damit war die Debatte eröffnet. Innerhalb von zwei Tagen gab es über 1.000 Antworten auf den polarisierenden Tweet.
#effzeh-Charta nicht gelesen?
Diese Kündigung bestätigen wir gern. Und danke für die Idee mit dem Trikot.
Hadi tschüss. pic.twitter.com/KT2kMbOsFr
— 1. FC Köln (@fckoeln) August 11, 2020
In einem Folge-Tweet erklärte sich der Verein dann. Man wolle den „vielen eingefleischten Effzeh-Fans“ in der türkischen Community Rechnung tragen. Zudem sei die Moschee ein Teil der Kölner Skyline – und zwar „unabhängig davon, wie man politisch zum Betreiber der Moschee steht“ – und befeuerte damit erst recht die Diskussionen.
Die Moschee steht symbolisch für die große türkische Community in Köln, in der es sehr viele eingefleischte #effzeh-Fans gibt. Sie ist ein Teil der Kölner Skyline geworden. Das gilt unabhängig davon, wie man politisch zum Betreiber der Moschee steht.
— 1. FC Köln (@fckoeln) August 11, 2020
Erdogan-Nähe von DITIB als Stein des Anstoßes
Denn nun wächst die Kritik an der Kommunikation des 1. FC Köln. Das abgebildete Gotteshaus ist nämlich die Zentralmoschee der DITIB. Die islamische Glaubensorganisation untersteht dem Diyanet, dem türkischen Präsidium für Religionsangelegenheiten. Nach Ansicht vieler Kritiker sind DITIB-Moscheen somit im mittelbarem Einflussbereich des umstrittenen türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan.
Dass die auch im Visier des Verfassungsschutz stehende Organisation als stellvertretend für „die türkische Community“ stehen soll, stößt daher vielen auf. Unter den Stimmen, die sich kritisch äußerten, befand sich Seyran Ates, Begründerin einer liberalen Moschee in Berlin. „Beim 1. FC Köln meint man, die #Ditib-Moschee stünde symbolisch für die türkische Community der Stadt. Wenn das so ist, stehen Ultras ab jetzt stellvertretend für den #effzeh“, schrieb sie auf Twitter.
Beim 1. FC Köln meint man, die #Ditib-Moschee stünde symbolisch für die türkische Community der Stadt.
Wenn das so ist, stehen Ultras ab jetzt stellvertretend für den #effzeh. https://t.co/QEuZGAfLEZ
— Seyran Ates (@SeyranAtes) August 11, 2020
Scharfe Kritik aus Reihen der AfD
Scharfe Worte der Kritik fanden auch Oppositionspolitiker wie der Brandenburger AfD-Bundestagsabgeordnete Steffen Kotré. Durch Inklusion der DITIB-Moschee zeige der Traditionsverein, dass er „Desintegration, die Einführung der Scharia und islamistische Tendenzen“ unterstütze. Entweder ermangele es den Club-Verantwortlichen an Intelligenz oder sie wollten die Gesellschaft weiter spalten. Die Moschee sei „ein religiöses Symbol des problematischen Islams“, so Kotré weiter.
Durch die Erdogansche DITIP-Moschee auf dem Trikot zeigt der 1. FC Köln, daß er Desintegration, die Einführung der Scharia und islamistische Tendenzen unterstützt. Entweder sind die Club-Verantwortlichen dumm oder wollen unsere Gesellschaft weiter spalten.#effzeh #Ditib
1/2 pic.twitter.com/9GyjlDncSm
— Steffen Kotré (@SteffenKotre) August 12, 2020
Auch mediale Debatte über Sinnhaftigkeit
Auch diverse Stimmen im medialen Bereich kritisierten an der Entscheidung. Alexander Wallasch warnte für das liberal-konservative Meinungsmagazin Tichys Einblick etwa vor einer drohenden „Slalomfahrt durch den Raubtierkäfig des politisch Korrekten“. Den Bild-Journalisten Alexander von Schönburg sprach von einem „klassischen Eigentor“, weil der Eindruck entstehe, dass der Verein „für Vielfalt und gleichzeitig Erdogans verlängerten Arm steht“.
Seinen Kollegen Daniel Cremer, Redaktionsleiter beim bayerischen Bild-Ableger, verwundert indes die Auswahl der Bauwerke auf dem Trikot. Er kann etwa nicht nachvollziehen, weshalb die DITIB-Moschee auf dem Trikot ihren Platz findet, nicht aber die traditionsreiche Kölner Synagoge.
Fraglich, ob die DITIB-Zentral-Moschee auf den Trikots des @fckoeln nun das beste Beispiel für Weltoffenheit ist. Dass eine der schönsten Synagogen Deutschlands, die seit 1899 in Köln steht, nicht abebildet wird, zeigt wie wenig die #effzeh Führung auf Stadtgeschichte gibt
— Daniel Cremer (@DanielC_BILDde) August 11, 2020
Der Publizist Dushan Wegner wiederum sah eine „rassistische Logik“ des Vereins. Er spielte auch auf eine berüchtigte Rede aus dem Jahr 1998 an, in der Erdogan ein Gedicht rezitiert hatte, in dem Moscheen als Kasernen und Gläubige als Soldaten bezeichnet werden.
Rassistische Logik des @fckoeln: Wer Türke ist, ist automatisch Muslim. – Erdogan, dessen „Kaserne“ sie auf ihre Trikots drucken, wird dem #effzeh vermutlich zustimmen. https://t.co/el0KWDzokm
— Dushan Wegner (@dushanwegner) August 12, 2020
![Symbolbild
Flagge 1. FC Köln: Pixabay / Symbolbild Ditib-Zentralmoschee: Raimond Spekking via Wikimedia Commons [CC BY-SA 4.0] (Bild zugeschnitten) / Komposition: Tagesstimme.](https://img.freilich-magazin.com/-/hero/plain/s3%3A%2F%2Ffreilich%2F2020%2F08%2Feffzeh-moschee-1200.jpg@webp)
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