Noch hat der Wahlkampf gar nicht offiziell begonnen und doch liefern sich die Kandidaten und deren Unterstützer die ersten Scharmützel. Für Aufregung sorgt nun aber der Umstand, dass Amtsinhaber Alexander van der Bellen sich nicht in TV-Duellen mit seinen Konkurrenten messen möchte.
Wien. – In einem Interview mit der Tiroler Tageszeitung erklärte „vdB“ seinen Verzicht so: „Das Ziel dieser Formate ist es, die Kandidaten und ihre Eignung für das Amt zu erkennen. Die Bürgerinnen und Bürger haben mich in den vergangenen fünfeinhalb Jahren als Bundespräsident kennengelernt. Sie konnten sich einen Eindruck verschaffen, wie ich das Amt ausübe, wie ich denke, handle und agiere. Wozu Politik-Show?“ Für diese Position muss der Amtsinhaber nun einige Kritik einstecken.
Schnedlitz: „Genügt nicht, sich in Hofburg zu verstecken“
So ärgerte sich etwa FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz über diese Darstellung: „Wer seriöse TV-Debatten derart verunglimpft, der hat offenbar den Nutzen von objektiver Wahlinformation nicht verstanden. Es genügt nicht, sich in der Hofburg zu verstecken und von oben herab zu entscheiden, man müsse sich den Diskussionen mit anderen Kandidaten nicht stellen, weil einen die Leute ohnehin bereits kennen.“
Schnedlitz zufolge verstecke sich Van der Bellen vor den Wählern: „Das ist ist nicht nur abgehoben, sondern spiegelt auch eine gewisse Angst wider. Wie man zuletzt bei seinen öffentlichen Auftritten in Oberösterreich beobachten konnte, kennen die Menschen Van der Bellen – das Pfeifkonzert für ihn zeigt aber auch, wie wenig sie mit seiner Amtsführung in den letzten Jahren einverstanden sind.“
Er kritisierte zudem, dass der Amtsinhaber eine klare Kommunikation zum Verhalten der Regierung vermissen lasse. So beantworte Van der Bellen etwa keine Frage dazu, ob er eine weitere schwarz-grüne Kanzlerrochade dulden würde. Schnedlitz gab dem blauen Kandidaten Rückendeckung: „Es braucht frischen Wind in der Hofburg. Mit Walter Rosenkranz holen wir uns unser Österreich zurück.“
Grosz: „Feigheit vor der Demokratie“
Auch darüber hinaus verärgert die Ansage des Staatsoberhaupts, sich seinen Herausforderern nicht direkt zu stellen. Der frühere BZÖ-Politiker und heutige Polit-Kommentator Gerald Grosz, der sich selbst um das höchste Amt im Staat bewirbt, warf Van der Bellen „Feigheit vor der Demokratie“ vor.
Der Politikberater Heimo Lepuschitz stellte indes offen infrage, ob das Umfeld des Präsidenten dessen Amtsfähigkeit noch gegeben sieht: „Abgehoben oder traut das Team seinem greisen Kandidaten das nicht mehr zu?“
![Bild: Alexander van der Bellen / Manfred Werner (Tsui) [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons (Bild zugeschnitten)](https://img.freilich-magazin.com/-/hero/plain/s3%3A%2F%2Ffreilich%2F2019%2F04%2F1280px-Frauen-Fussballnationalmannschaft_Oesterreich_EM_2017_Empfang_Bundespraesident_05_Alexander_Van_der_Bellen.jpg@webp)
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