„Mir ist einfach die Galle übergelaufen“: So erklärt eine Größe der deutschen Metal-Szene seine scharfe Kritik an Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Zuvor hatte das Mastermind von „Gamma Ray“ und Gründungsmitglied von „Helloween“, Kai Hansen, in sozialen Medien gegen die Corona-Maßnahmen und eine mögliche Impfpflicht ausgeteilt.
Hamburg. – Für einigen Wirbel sorgte dabei, dass der Hamburger seine Kritik ausgerechnet unter einem Facebook-Beitrag von AfD-Chefin Alice Weidel äußerte. Er schrieb: “Die Vehemenz mit der Herr Lauterbach die Unabdingbarkeit der Impfpflicht propagiert, ohne im geringsten auf die Risiken und erwiesenen Todesfälle durch die Impfung einzugehen legt den Verdacht nahe, dass der Mann entweder völlig wahnsinnig in seiner Welt gefangen oder so unabdingbar von der Pharmaindustrie verpflichtet wurde, dass er entscheiden muss zwischen totalem Untergang in die Nichtigkeit oder dem Endsieg mit ALLEN Mitteln.” Diese unangepasste Meinung polarisierte in sozialen Medien, von Fan-Seite gab es sowohl kritische als auch unterstützende Kommentare.
Hansen: „Zwang endet in totalitären Strukturen“
Politische Gründe, weshalb er dies auf Weidels Seite schrieb, gibt es allerdings keine, Hansen ist kein Unterstützer der patriotischen Partei. Aber er höre sich immer alle Seiten an und bilde sich dann seine eigene Meinung, so der Kult-Musiker in einem Folgepost. Denn: „Ich hätte meinen Kommentar auch auf der Seite von Frau Wagenknecht oder Herrn Gysi posten können.” Hinter seiner inhaltlichen Kritik steht er trotz dieser Klarstellung: “Meine Meinung über Herrn Lauterbach und seine Impfung als einzigen Ausweg aus der Pandemie bleibt bestehen.”
Als Musiker müsse er miterleben, wie man im Hinblick auf Auftritte schon zwei Jahre lang auf Eis liege. „Und das erzeugt einen ungemeinen Frust und Wut“, führt Hansen aus. Während viele Länder bei ihren Maßnahmen zurückfahren, stapfe Deutschland und seine Regierung auf eine Impfpflicht zu. Dabei würde auch diese „augenscheinlich nichts an der Situation bezüglich großer Konzerte ändern“. Für ihn seien Freiheit und Nonkonformität immer sehr wichtig gewesen: „Zwang ist nie eine Lösung, sondern endet in totalitären Strukturen, egal ob von Links, Rechts Oben, Unten …“
Mediale Angriffe vor und nach Erklärung
In der Metal-Szene sorgten seine Ausführungen für Wirbel, auch die Fachpresse ging mit Hansen teils heftig ins Gericht. Nach Tagen des massiven Drucks ließ er gegenüber der Metal Hammer, die besonders abfällig über seine Aussage schrieb, über sein Management eine Entschuldigung ausrichten. „Ich distanziere mich von jeder politischen Partei, vor allem aber von der AfD. Es war eine unsagbar dumme Tat, in dieser Form auf der Seite etwas zu kommentieren“, so Hansen. „Der Frust, der mich als einer der Künstler, die sehr stark von dieser Pandemie betroffen sind, geleitet hat, ist sicher verständlich, war aber in der Form falsch. “ Er habe einfach „Angst“ vor der Impfung, da „zwei Leute aus meinem Umfeld erwiesenermaßen an dieser verstorben“ seien.
Aus bisher unbekannten Gründen waren die beiden ursprünglichen Beiträge am Dienstag auf Facebook nicht mehr zu finden. Die Junge Freiheit verleitete dies zur Deutung, wonach Hansen damit „kleinlaut zurückrudern“ und „einknicken“ würde. Der Beitrag habe ihm „schwer geschadet“, so das Blatt mit Verweis auf schwindende Meinungsfreiheit in der Subkultur.
Impfpflicht-Kritiker im Visier der Metal-Journalisten
Doch Hansen ist in der Metal-Szene mit seiner Kritik nicht alleine: Erst vor wenigen Monaten sprach sich auch der schwedische Metal-Musiker Peter Tägtgren (Hypocrisy, Pain) klar und deutlich gegen eine Impfpflicht aus. Kurz zuvor hatte er ein Lied herausgebracht, das sich kritisch mit der Pharmaindustrie auseinandersetzt. Auch in Tägtgrens Fall echauffierte sich ein Metal Hammer-Redakteur ausgiebig über dessen kritische Haltung – TAGESSTIMME berichtete.
Kritisch zu einer indirekten Impfpflicht hatte sich im Vorjahr auch Metallica-Sänger James Hetfield geäußert: „Ich hoffe, dass es nicht so weit kommt, dass man diesen COVID-Stempel in seinem Pass haben muss oder so, um überall hinzugehen. Aber wenn es so weit kommt, dann werde ich eine Entscheidung treffen müssen“, erklärte er in einem Podcast-Gespräch.

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